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Donald Trump und seine Zollpolitik: Die globalen Börsen reagieren bereits auf die Umbrüche und es gibt klare Gewinner und Verlierer.
“Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts passiert, und Wochen, in denen Jahrzehnte passieren.” Diese Zeitdiagnose wird Lenin zugeschrieben und sie passt derzeit beunruhigend gut in unsere Gegenwart. Vor unseren Augen läuft Geschichte im Zeitraffer ab. Viele Menschen fühlen sich überfordert, sprechen von Kontrollverlust. Kein Wunder, Trumps Zollpolitik hat eine erschütternde Parallele: Im Jahr 1930 wurde unter dem damaligen US-Präsidenten Herbert Clark Hoover der Smoot-Hawley-Act verhängt, der fast alle Importe mit hohen Zöllen belegte.
Wenn nicht der Ausbruch, so wird zumindest die Verschärfung der folgenden Weltwirtschaftskrise diesem Gesetz zugeschrieben. Heute beginnt die Nachkriegsordnung des Westens mit den USA als Schutz- und Führungsmacht zu erodieren. Gleichzeitig verabschiedet Deutschland in Rekordzeit ein Schuldenpaket, das in seiner Größenordnung Marshallplan und Wiedervereinigungsaufbau kombiniert.
An den Börsen spiegeln sich die epochalen Umbrüche. Ablesen lässt sich das an den tektonischen Verschiebungen des ersten Quartals, die klar Gewinner und Verlierer offenbaren. Amerikanische Aktien und der Dollar wurden von den Anlegern verkauft, Kapital floss verstärkt nach Europa und China. Großer Nutznießer sind auch Gold und Rüstungsaktien. Wer glaubt, dass die Börse ein feines Gespür für die kommende Weltordnung hat, kann den Profis folgen. WELT stellt vier Indexfonds vor, die der Spur des Geldes im ersten Quartal gefolgt sind.
Europäische Aktien blicken auf ein historisches erstes Quartal zurück. Nicht unbedingt wegen der absoluten Performance: Der gesamteuropäische Index Stoxx 600 legte um rund fünf Prozent zu – solide, aber nicht außergewöhnlich. Bemerkenswert war jedoch der deutliche Vorsprung gegenüber der Wall Street: Auf Euro-Basis übertraf der Stoxx 600 den S&P 500 um mehr als 15 Prozentpunkte – ein historischer Abstand und neuer Rekord. In den vergangenen 15 Jahren waren die USA das Anlageland der Wahl. Boomende Tech-Giganten und eine starke Wirtschaft begründeten eine Ära der Marktdominanz. Doch Donald Trumps erratische Zoll- und Bündnispolitik haben Zweifel an der These der „amerikanischen Exzeptionalität“ aufkommen lassen.
„Die USA sind nicht mehr das einzige gelobte Land für Investoren“, schreibt Dennis Jose, Stratege bei BNP Paribas. Europa punkte mit günstiger Bewertung – und mit dem historischen deutschen Schuldenpaket. Er rechnet damit, dass Europa seine Outperformance fortsetzt. Wer bislang europäische Aktien untergewichtet hat, kann das etwa mit dem iShares STOXX Europe 600 ETF (WKN: 263530) nachholen. Noch besser lief es im Osten Europas: Die Börse Warschau legte im ersten Quartal um satte 27 Prozent zu, auch Prag und Budapest erzielten hohe zweistellige Zugewinne. Grund dafür ist die wachsende Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ukraine. Sollte es tatsächlich zu einem Durchbruch kommen, dürfte sich die Outperformance osteuropäischer Märkte fortsetzen. Ein einfaches Investment in die drei osteuropäischen Länder bietet der Amundi MSCI Eastern Europe ex Russia ETF.
Auch China zählt zu den Gewinnern – insbesondere dank der großen Tech-Konzerne. Die Präsentation des KI-Modells von DeepSeek zeigte, dass China bei der Künstlichen Intelligenz ganz vorn mitspielt – und stellte gleichzeitig die hohen Bewertungen der US-Tech-Giganten infrage. Folge: Die sogenannten „Glorreichen Sieben“ – also Apple, Amazon, Microsoft & Co. – verloren seit Jahresbeginn rund 20 Prozent an Wert. Wer ein Gegengewicht zu US-Technologie im Depot sucht, kann auf den HSBC Hang Seng Tech ETF setzen. Er bildet die 30 führenden chinesischen Tech-Werte ab – darunter Tencent, Alibaba, Baidu und BYD.
Trumps erratische Politik sorgt nicht nur für wirtschaftliche Unsicherheit, sondern auch für geopolitische Neuausrichtung. Europa hat erkannt, dass es sich nicht länger bedingungslos auf die USA als Schutzmacht verlassen kann. Milliarden Euro werden in eine neue Rüstungspolitik fließen. Davon profitieren europäische Rüstungskonzerne, deren Aktien im ersten Quartal stark zulegten. Ein Einstieg ist über den WisdomTree Europe Defence ETF möglich – allerdings nach dem jüngsten Kursanstieg vor allem als langfristiges Investment sinnvoll.
Kaum ein Experte möchte sich festlegen, ob sich in den Anlagetrends des ersten Quartals bereits eine neue globale Marktordnung manifestiert. Nur eines scheint sicher: Die Volatilität bleibt hoch – und davon profitiert Gold. Das Edelmetall legte im laufenden Jahr bereits 13 Prozent zu – mehr als der DAX oder der chinesische Hang Seng. Mit dem iShares Physical Gold ETC lässt sich das Depot krisensicherer machen – für alle, die dem globalen Durcheinander etwas Gelassenheit entgegensetzen wollen.
Holger Zschäpitz, DIE WELT
3 Minuten
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