CISA
Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
Steuerberater
Deutschland hat gewählt, wie wirkt das Ergebnis auf die Kapitalmärkte?
Angesichts der Umfragen vor der Wahl wird das Ergebnis von Banken und Verwaltern übereinstimmend erleichtert wahrgenommen, da ein rot grün rotes Bündnis keine Mehrheit erzielt hat. Die mehrheitlich erwarteten Dreierkoalitionen werden aber als labiler als die bisherigen Zweierkoalitionen gesehen. Auch wird ein Zeitraum von mehreren Monaten für die Bildung einer Regierung erwartet, mit der Folge einer längeren Phase der Unsicherheit. An deren Ende wird aber sehr wahrscheinlich eine Regierung mit einem Programm stehen, das extreme politische Entscheidungen unwahrscheinlich macht. Daraus folgt, dass der Einfluss der Wahl auf die Kapitalmärkte zeitlich begrenzt und überschaubar bleiben wird.
Wenn nicht das Wahlergebnis, was bestimmt dann die weitere Entwicklung der Kapitalmärkte?
Nach weltweit überdurchschnittlich guten acht Monaten ist die Aufwärtsbewegung der Aktienmärkte im September erstmalig in diesem Jahr für längere Zeit ins Stocken geraten. Gründe für diese Korrektur werden nicht im Wahlergebnis, sondern hauptsächlich in der Angst vor einer weiteren Corona Welle und aufkommender Inflation sowie einer schwächeren Konjunktur insbesondere in dem wichtigen Markt China gesehen. Auch wenn eine gewisse Skepsis angebracht ist, kommen die Volkswirte der Banken und Verwalter mehrheitlich zu dem Schluss, dass die aufgeführten Belastungen der weltweiten Aktienmärkte nur von vorübergehender Natur sind und die Aktienbörsen bereits im vierten Quartal 2021, spätestens aber zu Jahresbeginn 2022 ihren Aufwärtstrend wieder fortsetzen werden.
Auch wenn sich die Delta Variante des Coronavirus rasch ausgebreitet hat und die Inzidenzen deutlich angestiegen sind, bleiben die Zahlen der schwer erkrankten Menschen und der Todesfälle hinter denen früherer Wellen zurück. Insofern wird erwartet, dass es keine weiteren Lockdowns geben wird.
Hinsichtlich der Inflationsängste wird von nahezu allen Analysten auf die Basiseffekte durch das Auslaufen des Mehrwertsteuerrabatts und die im Jahr 2020 außerordentlich niedrigen Ölpreise verwiesen. Das Auslaufen des Basiseffekts Anfang 2022 wird zu einem kräftigen Rückgang der Inflationsrate führen. Im weiteren Jahresverlauf könnte die (sehr) gute Konjunktur jedoch wieder zu einem Anziehen der Inflation auf bis zu 2% führen.
Auch wegen des fortgesetzt niedrigen Zinsniveaus sollten die Dämpfer auf die wirtschaftliche Entwicklung (z. B. durch Lieferengpässe oder temporär höhere Inzidenzzahlen) nur temporär wirken. Schon jetzt zeigen die Quartalsdaten der Aktiengesellschaften stark steigende Gewinne. Mehrheitlich erwarten die Analysten einer Fortsetzung dieser Entwicklung bis weit in das Jahr 2022.
Welche Handlungsempfehlungen werden gegeben?
Banken und Verwalter kommen somit ganz überwiegend zu dem Ergebnis, dass Investments in Aktien trotz der derzeit laufenden Korrektur an den Aktienbörsen übergewichtet werden/bleiben sollten. Regional werden die besten Entwicklungschancen in Europa gesehen. Außerdem werden wegen des wirtschaftlichen Momentums zyklische Titel bevorzugt. Wegen der moderaten Inflationsentwicklung wird mehrheitlich ein mittelfristig leicht steigendes Zinsniveau erwartet und damit im Anleihesegment nicht in Staatsanleihen, sondern wegen der erwarteten weiteren Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in Unternehmens- und Schwellenländeranleihen investiert werden. Schließlich wird erwartet, dass die gute Konjunktur weiterhin positiv auf das Preisniveau von Industriemetallen wirken wird.