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Kapitalmarktperspektiven 2021, kommen goldene 20er Jahre?
Das Börsenjahr 2020 wird wie die Jahre 1929, 1987 und 2008/2009 lange in Erinnerung bleiben. Nachdem die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie im Frühjahr zum stärksten Einbruch der Weltkonjunktur in Friedenszeiten und damit zum schnellsten Bärenmarkt der Börsengeschichte geführt hatten, kam es anschließend durch das konzertierte Gegensteuern von Staat und Notenbanken auch zum schnellsten Bullenmarkt in der Geschichte. Für 2021 prognostizieren Analysten und Investmentstrategen fast einstimmig die Frühphase eines globalen Konjunkturaufschwungs, der längere Zeit anhalten dürfte. Auf ein Jahr der Einschränkungen und Rezession, folgt ein Jahr des Impfstoffs, der Konjunkturerholung und des Fortschritts. Geld- und Fiskalpolitik weltweit unterstützen diese Konjunkturentwicklung weiterhin. Wie immer haben die Kapitalmärkte den erwarteten Verlauf der Realwirtschaft mit neuen Höchstständen noch im alten Jahr vorweggenommen.
Welche Erwartungen haben die Banken und Vermögensverwalter für das neue Jahr?
Mehrheitlich zeigen Banken und Verwalter dank des Impfstoffs und trotz der aktuellen Verschärfung des Lockdown eine positive Perspektive für 2021 auf. Bereits mit den ersten positiven Nachrichten zu Impfstoffen im November letzten Jahres erzielten die Aktienbörsen einen der höchsten Monatsgewinne. Nachdem jetzt Impfstoffe zugelassen sind, gehen Analysten und Verwalter von einer Normalisierung des öffentlichen Lebens und in der Folge von einer Erholung der Konjunktur aus. Ganz überwiegend wird auch ein Wechsel der favorisierten Aktientitel erwartet. Nachdem im Jahr 2020 vor allem die sogenannten Wachstumstitel im Fokus der Investoren standen, sollten sich mit der Normalisierung – zumindest kurzfristig – Dividendentitel und zyklische Werte besser entwickeln. Da es eine Weile dauern wird bis ein ausreichend großer Teil der Bevölkerung geimpft ist, wird es aber auch im Jahr 2021 zum Beispiel in den Branchen Luftfahrt und Tourismus Rückschläge geben. Auch die aufgeschobene Insolvenzwelle muss im Jahr 2021 noch verkraftet werden. Angesichts des Vorlaufs der Börsen im vergangenen Jahr und der damit verbunden mittlerweile hohen Bewertung, erwartet die große Mehrheit der Verwalter in diesem Jahr auch nur ein bescheidenes Plus von ca. 4%. Trotz dieser Einschränkungen bleibt die Empfehlung für Aktieninvestments bestehen, die angesprochenen Möglichkeiten von temporären Rückschlagen werden wie schon im letzten Jahr eher als Chance denn als Risiko gesehen. Neben Aktien werden konjunktursensible Rohstoffe wie Industriemetalle und Öl attraktiv bewertet und angesichts des anhaltend niedrigen Zinsniveaus und trotz des mittlerweile erreichten hohen Preisniveaus Investments in Immobilien beziehungsweise Aktien des Immobiliensektors.
Welche Handlungsempfehlungen werden gegeben?
Mehrheitlich kommen die Verwalter somit zu dem Ergebnis, dass in dieser Kapitalmarktphase zunächst zyklische Titel bzw. Value-Aktien interessanter sind als die in der Vergangenheit favorisierten Growth Titel etwa aus der Technologiebranche. Zyklische/Value Aktien weisen u. a. wegen der Vernachlässigung in der Vergangenheit eine attraktive Dividendenrendite auf. Mittel- bis langfristig führt aber kein Weg daran vorbei, sich mit strukturellen Wachstumsthemen zu beschäftigen und Titel aus diesem Bereich wieder stärker zu berücksichtigen. Festverzinsliche Anlagen weltweit lassen angesichts des erreichten Zinsniveaus und der zunehmenden Konjunkturdynamik eher mehr Risiken als Chancen erwarten. Renditepotenzial wird nur bei risikobehafteten Anlagen in ausgewählten Schwellenländern und bei Unternehmensanleihen mit mittlerer Bonität gesehen.