Drohende Insolvenz der Silicon Valley Bank – erste Einschätzungen von Experten

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Drohende Insolvenz der Silicon Valley Bank – erste Einschätzungen von Experten

Mit der Silicon Valley Bank mit Sitz in Kalifornien (SVB) droht zum ersten Mal seit 2008 eine größere Bank in die Insolvenz zu gehen. Stehen wir damit vor einer erneuten Finanzkrise?

Erste Einschätzungen von Marktexperten und Vermögensverwaltern

Der Chefanlagestratege bei Julius Bär stellt klar, der Untergang der Silicon Valley Bank ist eine unternehmensspezifische Krise und kein systemisches Ereignis. Insbesondere weist er auf die deutliche Diskrepanz zwischen der Investition der Kundeneinlagen in langlaufende US-Staatsanleihen und der kurzfristigen Abrufmöglichkeit der Kundeneinlagen hin. Die Situation anderer Banken unterscheide sich davon deutlich, da diese über eine breiter diversifizierte Kundschaft verfügen, konservativer agieren, wesentlich besseren Zugang zum Interbankenmarkt hätten und zudem, bedingt durch die regulatorischen Maßnahmen nach der Finanzkrise, höhere Eigenkapitalquoten aufwiesen.

Andere Marktbeobachter ergänzen, die Bilanzen der Großbanken seien heute viel stärker und liquider als während der letzten großen Finanzkrise und die Behörden hätten in dem vorliegenden Fall schneller und konsequenter reagiert. Auch deswegen erwarten Experten keine dauerhaft negativen Auswirkungen auf den gesamten Bankensektor und die Kapitalmärkte. Jedoch könnte das Vertrauen in kleinere Banken zumindest vorübergehend abnehmen. Temporär sei zudem mit erhöhter Volatilität an den Kapitalmärkten zu rechnen. Die US-Notenbank könnte in diesem Zusammenhang im nächsten Schritt eine etwas moderatere Zinserhöhung beschließen, um die Märkte zu beruhigen.

Die Vermögensverwalter beobachten die Situation sehr genau, um Anzeichen für eine Ansteckung anderer Banken zu erkennen. Von deutlichen Portfolioveränderungen, insbesondere von Verkäufen, würden sie zunächst absehen bis sich die Lage beruhigt hat und mehr Transparenz besteht. Was das Marktgeschehen betrifft, sei aufgrund des Risikos und der aufkommenden Erinnerungen an die letzte Finanzkrise mit fortgesetzter Nervosität und Volatilität an den Märkten zu rechnen. In einer solchen Marktphase könnten sich aber durchaus Chancen ergeben, günstig bewertete Aktien zu erwerben.

Was bedeutet dies für die weitere Ausrichtung der Vermögensanlagen?

Nüchtern betrachtet, zeigen sich deutliche Unterschiede bei den Präventionsmaßnahmen im Vergleich zu der letzten, durch die Bankenwelt ausgelösten Krise. Die staatlichen Institutionen haben im Fall der Silicon Valley Bank früh und konsequent gehandelt und keinen Zweifel an ihrer Entschlossenheit, eine mögliche Krise im Keim ersticken zu wollen, aufkommen lassen. Wichtig im Verlauf wird es sein, das durch die Maßnahmen erwirkte Vertrauen weiter und grundlegend zu festigen. Dies hätte auch für die Kapitalmärkte signal­gebenden Charakter und würde zur Beruhigung beitragen. In Bezug auf Ihr Vermögen halten wir vor diesem Hintergrund eine breite Diversifikation über verschiedene Anlageklassen weiterhin für unerlässlich. Die mit den liquiden Anlagen, wie Aktien und Anleihen, eng verbundenen Schwankungen gilt es auch vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse immer mit Blick auf eine langfristig ausgerichtete Vermögensanlage zu betrachten. Die Ergänzung mit illiquiden Vermögenswerten, wie z.B. Immobilien, sorgt dabei für den wichtigen Risikoausgleich und zugleich eine stetige Entwicklung des Gesamtportfolios.