Die Aktienmärkte steigen trotz schwacher Wirtschaftsdaten

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Trotz weltweit abstürzender Konjunkturentwicklung in bisher nicht gekanntem Ausmaß sind die Aktienmärkte seit Mitte März um bis zu 30 % gestiegen. Der deutsche Aktienindex DAX sprang in der vergangenen Woche zeitweise über die Marke von 11.000 Punkten und gewann gegenüber dem Schluss der Vorwoche über 8 % an Wert. Auf den schnellsten Aktiencrash der vergangenen Jahre folgte die schnellste Erholung. Die Gründe für die Entwicklung liegen für Analysten auf der Hand: Angesichts der schnellen und massiven Unterstützung der Wirtschaft durch die Geld- und Fiskalpolitik und der Verlangsamung des Anstiegs der gemeldeten Infektionszahlen bei den Covid-19-Infektionen gehen immer mehr Banken und Verwalter davon aus, dass die Aktienmärkte ihren Tiefpunkt bereits gesehen haben. Positive Impulse liefern auch die wieder steigenden Ölpreise.

Doch noch ist die realwirtschaftliche Lage fragil, das zeigt unter anderem das Bruttoinlandsprodukt der USA. Die US-Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal um 4,8%, schlechter als von Volkswirten prognostiziert. Der Einbruch zeigt allerdings nur die ersten Auswirkungen der Betriebsschließungen, Kontaktbeschränkungen und anderer Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus zu bremsen, da diese erst ab Anfang/Mitte März wirksam wurden. Das lässt für das zweite Quartal ein noch deutlicheres Minus erwarten. Auch die sogenannten Frühindikatoren deuten eine weitere Abschwächung der wirtschaftlichen Entwicklung an.

Wie beurteilen die Banken und Vermögensverwalter die Situation und welche Erwartungen haben sie an die weitere Entwicklung

Staaten und Notenbanken haben es nach Meinung zahlreicher Analysten geschafft, vorübergehend für eine Abkoppelung der Aktienmärkte von der realen Wirtschaft zu sorgen. Unabhängig vom Ausmaß der gravierenden Einbrüche in der Realwirtschaft folgen die Investoren der Überzeugung, dass es der Staat mit Konjunkturprogrammen und die Notenbanken mit noch mehr billigem Geld schon wieder richten werden. Insofern gelangen immer mehr Banken und Verwalter unter der Prämisse, dass sich die Corona-Pandemie nicht wieder beschleunigt, zu der Überzeugung, dass die Mitte März erreichten Tiefstände nicht mehr unterschritten werden. Es wird aber weiter, vor allem in Zusammenhang mit Meldungen zur Entwicklung der Pandemie (Stichwort: zweite Welle), mit erheblichen Aktienmarktschwankungen gerechnet. Bei einer Nullverzinsung im Geldmarkt und extrem niedrigen Anleiherenditen gibt es zu Risikoaktiva wie Aktien aber kaum lohnenswerte Alternativen. In diesem Umfeld heben die einzelnen Häuser ihre zuletzt abgesenkten Prognosen zu den Aktienmärkten wieder an.

Handlungsempfehlungen

Mehrheitlich kommen die Verwalter zu dem Ergebnis, dass bei Zustimmung zu der Einschätzung der Kapitalmärkte, in den nächsten Monaten insbesondere in Rückschläge hinein Aktienquoten angehoben werden können. Dabei sollten Werte bevorzugt werden, die in den vergangenen Wochen bereits unterproportional von den Rückgängen betroffen waren, wie z. B. Titel aus den Branchen Gesundheitswesen, Technologie und Konsum.