CISA
Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
Steuerberater
Seit dem Erreichen der Höchststände am 17. Februar 2020 hat der deutsche Aktienindex DAX in der Spitze in weniger als einem Monat über 40 % und seit Jahresbeginn über 30 % seines Wertes verloren. Auch an der Wall Street kam es Anfang letzter Woche mit -12 % zum größten Tagesverlust in den letzten 30 Jahren. Ein solcher Kurseinbruch der Aktienmärkte ist historisch betrachtet beispiellos. Mittlerweile reagieren die Notenbanken und Regierungen weltweit mit Zinssenkungen, Kaufprogrammen für Wertpapiere und Fiskalprogrammen in bisher nicht gekannter Größenordnung und setzen Stabilitätskriterien und bisher geübte Haushaltsdisziplin außer Kraft. Soweit verfügbar zeigen die jüngsten Konjunkturdaten und Prognosen einen scharfen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts, der den in der Finanzkrise 2009 noch übersteigen dürfte. Nach den sehr volatilen Handelstagen gibt es aber möglicherweise erste positive Signale. Die Marktteilnehmer scheinen zunehmend stärker zu differenzieren. Titel aus Branchen, die von der Krise weniger stark betroffen sind, entwickeln sich besser, Aktien aus stark getroffenen Branchen leiden stärker.
Derzeit sieht die Mehrheit der Banken die Rezession als nicht zyklische („technische“) Reaktion auf die gleichzeitige unerwartete Störung im Angebot und dem ebenso nicht vorhersehbaren Stopp der Nachfrage an. Die getroffenen Maßnahmen der Notenbanken und Regierungen sind ein Teil dessen, was für die angestrebte Lösung dieses Problems benötigt wird. Sie führen zwar zu einem Anstieg der Verschuldung des öffentlichen Sektors, aber stellen zunächst einmal sicher, dass der Einbruch der Wirtschaft relativ kurz bleiben kann.
Zusätzlich muss aber Vertrauen in die Maßnahmen der Politik zur Bekämpfung des Virus entstehen. Dazu bedarf es ermutigender Anzeichen in Europa und USA. Die Entwicklung in Fernost insbesondere in China zeigt, dass der eingeschlagene Weg erfolgreich sein kann. Zusammengefasst lautet das Urteil, dass die Börse sich derzeit nicht in einem „normalen“ Bären- oder Rezessionsmarkt befindet, sondern – zumindest vorerst – ereignisgesteuert ist. Beim zeitgleich stattfindenden Preiskrieg am Ölmarkt kommen die Häuser mehrheitlich zu der Einschätzung, dass – wie in der Vergangenheit – der gesunkene Ölpreis zu einer Steigerung der Kaufkraft der Haushalte führt und dadurch die Kursentwicklung an den Aktienbörsen gestützt wird.
Mehrheitlich kommen die Verwalter zu dem Ergebnis, dass man bei Zustimmung zu der Einschätzung der Kapitalmärkte das jetzt erreichte Niveau nicht mehr für Verkäufe nutzen sollte, sondern im Gegenteil, sobald Erfolge in der Bekämpfung des Virus zu erkennen sind, die Schwankungsintensität der Aktienmärkte abnimmt und eine Erholung sichtbar wird, Aktienpostionen aufbauen sollte. Dabei sollten Werte bevorzugt werden, die in Bereichen tätig sind, die von der Krise profitieren werden wie z. B. Automatisierung, künstliche Intelligenz, Pharma und Gesundheitswesen.